von Univ. Prof. Dr. Walter Hasibeder
Eine Frau am Ende der Schwangerschaft kommt in die geburtshilfliche Ambulanz unseres Krankenhauses. Sie spürt seit ca. 2 Stunden keine Kindsbewegungen. Nach einer kurzen geburtshilflichen Untersuchung wird eine Notkaiserschnitt indiziert. Innerhalb weiterer 10 Minuten ist das Kind durch einen Schnitt in der Gebärmutter entwickelt. Das Kind atmet nicht, es zeigt keinen Muskeltonus, Herztöne sind nicht hörbar – eine Reanimation wird sofort eingeleitet. Solche und ähnliche geburtshilfliche Notfälle sind, Gott sei Dank, extrem selten und ihre medizinische Versorgung muss geübt werden.
Am St. Vinzenz Krankenhaus in Zams werden in regelmäßigen Abständen derartige klinische Katastrophen, im Rahmen eines multidisziplinären Simulationstrainings, geübt.
Die Reanimationsteams arbeiten an der Puppe in gleicher Zusammensetzung, wie in der klinischen Praxis.
Abbildung 1
KinderärztIn, TurnusärztIn, die Hebamme, Kinderschwester, AnästhesistIn und Anästhesiepflege arbeiten in derartigen Situationen koordiniert und auf engsten Raum, um das Leben des Neugeborenen zu retten (Abbildung 1). Dies erfordert eine klare Aufgaben- und Kompetenzverteilung innerhalb der einzelnen Teammitglieder – jedes Mitglied übernimmt die Aufgaben, für welche es am Besten ausgebildet ist (Abbildung 2).
Der Teamleader, in der Regel der in diesen Situationen erfahrenste Arzt/Ärztin, muss durch eindeutige Kommunikation, Aufgaben an die anderen Teammitglieder delegieren, alle Vitalparameter während der Reanimation erfassen und durch kurze, klare Rückmeldungen der Teammitglieder, den Fortschritt der Reanimationsmaßnahmen kontrollieren.
Abbildung 2
Derartige komplexe klinische Situationen können mit den “Worst Case Scenarien” der Luftfahrt verglichen werden. Auch hier hat sich die Sicherheit für Flugpassagiere durch regelmäßige, gesetzlich verpflichtende Simulationstrainingseinheiten der Flugcrews und standardisierte Abläufe, die in übersichtlichen und bewusst kurz gehaltenen Checklisten abgebildet werden, in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert.
Das St. Vinzenz Krankenhaus Zams hat sich, durch den Bau eines der modernsten Simulationszentren in Österreich und die Ausbildung von SimulationstrainerInnen in den verschiedenen medizinischen Berufsgruppen, klar für die Integration und den Stellenwert der medizinischen Simulation in die Aus- und Fortbildung des medizinischen Personals positioniert und baut das Simulationsangebot für seine medizinische Mitarbeiter laufend aus.