von Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll
Erfreulicherweise zeigt sich in Tirol ein Rückgang der Mortalität (Sterblichkeit) bei Krebspatienten um 2% pro Jahr. Derzeit beträgt die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate über alle im Tiroler Tumorregister erfassten Patienten 65%. Das bedeutet, dass zwei Drittel aller an Krebs Erkrankten geheilt werden oder zumindest fünf Jahre oder länger mit ihrer Erkrankung überleben.
Das Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) ist nach dem Prostatakarzinom der zweithäufigste bösartige Tumor beim Mann, zugleich jedoch der Tumor mit der höchsten Mortalität. Bei Frauen ist das Mammakarzinom (Brustkrebs) die häufigste bösartige Erkrankung. Das Lungenkarzinom holt jedoch auch bei Frauen sowohl in der Inzidenz (Anzahl der Neuerkrankungen) als auch in der Mortalität auf. Es nimmt derzeit bereits die zweite Stelle in der Krebsmortalität bei Frauen ein.
Das Lungenkarzinom ist eine äußert heterogene Erkrankung. Durch die genaue molekulare Typisierung und die derzeit zur Verfügung stehenden individualisierten Therapieoptionen hat sich das Spektrum der Behandlung allerdings deutlich gebessert.
Leider steht für das Bronchialkarzinom noch keine verlässliche Früherkennungsmaßnahme zur Verfügung. Der Erfolg einer mit niederen Strahlendosen durchgeführten Vorsorge-CT-Untersuchung wird in unterschiedlichen Projekten derzeit besonders in den USA untersucht. Eine rezente Publikation in der medizinischen Fachzeitschrift New England Journal of Medicine (NEJM 371;19: 1793ff) beschreibt die Kosteneffektivität solcher CT-Screening-Untersuchungen im nationalen amerikanischen Lungen-Screening-Programm. Die Kosten für ein qualitätskorrigiertes zusätzlich gewonnenes Lebensjahr (Quality Adjusted Life Year), das durch Früherkennung des Lungentumors als Folge der Teilnahme an Vorsorge-CT-Untersuchungen gewonnen werden kann, werden in dieser Analyse mit $ 100.000.- angegeben. Ob diese Vorsorgemaßnahmen als Kosteneffizienz bezeichnet werden können, ist daher äußerst fraglich. Darüber hinaus steigt mit diesen Untersuchungen auch der Anteil falsch positiver Ergebnisse (Verdacht auf einen Tumor, wo keiner ist!) mit allen damit verbundenen Problemen. Des Weiteren besteht die Problematik der wiederholten Strahlenbelastung, die als solche bereits als Risikofaktor für Tumorentstehung angesehen werden muss. Völlig unklar ist weiterhin die beste zeitliche Abfolge (sowohl was den Beginn eines derartigen Vorsorge-Programms als auch was die Risikogruppe und die Screening-Frequenz und Dauer betrifft). Daher ist diese Früherkennungsmethode derzeit keinesfalls als etabliert anzusehen, auch wenn neue CT-Technologien die Strahlenbelastung für Patientinnen und Patienten deutlich verringert haben.
Aus diesen Gründen ist die Vorbeugung von enormer Bedeutung. Rauchen, egal ob aktiv oder passiv, ist dabei mit großem Abstand der größte Risikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs und für mindestens 15 weitere Krebserkrankungen!
Die Initiative “don`t smoke” (www.dontsmoke.at), die von der österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie ausgeht und von vielen namhaften Fachgesellschaften, Institutionen und Einzelpersonen unterstützt wird, fordert als Experten-Initiative umfassenden NichtraucherInnenschutz, einen besseren Jugendschutz, einen besseren RaucherInnenschutz sowie die Unterstützung betroffener Betriebe und die Umsetzung internationaler Standards.
Eine rasche und nachhaltige Umsetzung dieser Forderungen ist aus unserer Sicht besonders wichtig. Daher unterstützt unser Verein Quali-Med die Initiative www.dontsmoke.at. Wir bitten Sie als medizinisch interessierte(n) Leserin bzw. Leser diese Initiative zum Wohle unserer Bevölkerung aktiv mit Ihrer Unterschrift zu unterstützen!