DICKDARMKARZINOMVORSORGE

von Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll

Derzeit erkranken in Tirol pro Jahr etwa 360 Menschen an einem colorectalen Karzinom (Dick- und Mastdarmkarzinom). Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei ca. 70 Jahren, 10% der erkrankten Frauen und 6% der betroffenen männlichen Patienten sind jünger als 50 Jahre. In der Frühphase ist das Dickdarmkarzinom durch Operation und in weiterer Folge abhängig vom Tumorstadium durch nachfolgende (“adjuvante”) Chemotherapie gut behandelbar, wobei eine hohe Heilungsrate erzielt werden kann. In fortgeschrittenen, d.h. im metastasierten Stadien kann abhängig von der Anzahl der Metastasen in Einzelfällen eine Heilung erzielt werden, in 2/3 der Fälle ist die Behandlung jedoch nicht mehr als Heilbehandlung möglich.

Wie bei vielen Krebserkrankungen ermöglicht die Früherkennung von Dickdarmkarzinomen eine höhere Heilungsrate. Eine Besonderheit des Dickdarmkarzinoms ist jedoch, dass Dickdarmkrebserkrankungen häufig aus gutartigen Vorstufen entstehen und die Vorsorge daher nicht nur in der Lage ist die Erkrankung früh zu erkennen und damit eine verbesserte Behandlungsoption zu ergeben, sondern die Entstehung eines colorectalen Karzinoms durch prophylaktische Entfernung von gutartigen Vorstufen überhaupt zu verhindern.

Diese Früherkennung und letztlich auch Entfernung der gutartigen Vorstufen (Polypen, Adenome) erfolgt mittels Dickdarmspiegelung (Coloskopie). Dabei ist entscheidend, dass qualitätsgesichert der gesamte Dickdarm bis zur Einmündung des Dünndarms nach sehr guter Darmreinigung untersucht wird. Die erste Vorsorge-Coloskopie sollte ab dem 50. Lebensjahr als Screeningmaßnahme erfolgen. Lediglich bei Patienten, bei denen eine hohe familiäre Belastung besteht , sollte die Screeninguntersuchung früher durchgeführt werden. Bei unauffälliger Coloskopie wird ein Screeningintervall von 7 bis 10 Jahren empfohlen.

Eine vor kurzem im New-England-Journal of Medicine publizierte Arbeit hat in einem großen norwegischen Kollektiv gezeigt, dass nach Entfernung von Niedrig-Risiko-Adenomen die Sterblichkeit an einem Dickdarmkarzinom im Vergleich zur Kontrollpopulation um 25%niedriger liegt. Das deckt sich mit amerikanischen Daten, die zeigen, dass die Dickdarmkrebsmortalität in den letzten 10 Jahren insgesamt um 30% gesunken ist. Neben den neuen therapeutischen Optionen ist hier auch die Vorsorgeuntersuchung relevant. Bei Patienten mit großen (High-Risk-) Polypen, ist die Sterblichkeit höher als in der Durchschnittsbevölkerung. In dieser Gruppe ist eine engmaschigere Nachbeobachtung (entsprechend den derzeitigen Empfehlungen) angeraten. Die Vorsorge-Coloskopie kann heute als schmerzfreie Untersuchung angeboten werden. Wie oben erwähnt ist jedoch eine optimale Vorbereitung (Darmreinigung) Voraussetzung für ein sicheres Untersuchungsergebnis.

Die Untersuchung wird von vielen niedergelassenen Spezialisten angeboten. Im Krankenhaus Zams kann die Untersuchung an der Chirurgischen Abteilung sowie an der Internen Abteilung durchgeführt werden.

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