GUTES BLUT – BÖSES BLUT

von Prim. Univ.- Prof. Dr. Walter Hasibeder

Immer wieder wird in den Medien darauf hingewiesen, wie gefährlich die Gabe von Fremdblut für Patienten sein kann und wie viele Menschen an  Komplikationen der Transfusion versterben. Tatsächlich gibt es in der medizinischen Literatur zahlreiche Hinweise auf Immunssystem- supprimierende Wirkung von Fremdblutbestandteilen und daraus resultierenden Infektionskomplikationen z.B. auf der Intensivstation und nach großen Operationen. Blutbestandteile können aber auch selbst Unverträglichkeitsreaktionen mit Organschädigungen z.B. der Lungen auslösen. Leider werden  Debatten über den medizinischen Nutzen von Blutprodukten meist sehr emotional geführt und so ist es nicht verwunderlich, dass von manchen medizinischen Experten  sehr einseitige Stellungnahmen zur Transfusionsdiskussion in die Öffentlichkeit getragen werden und der Eindruck entstehen mag, dass die Gabe von Blutprodukten dem Patienten eher schadet als nützt. Continue Reading →

LUNGENKREBS VORBEUGEN

von Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll

Erfreulicherweise zeigt sich in Tirol ein Rückgang der Mortalität (Sterblichkeit) bei Krebspatienten um 2% pro Jahr. Derzeit beträgt die relative Fünf-Jahres-Überlebensrate über alle im Tiroler Tumorregister erfassten Patienten 65%. Das bedeutet, dass zwei Drittel aller an Krebs Erkrankten geheilt werden oder zumindest fünf Jahre oder länger mit ihrer Erkrankung überleben.

Das Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) ist nach dem Prostatakarzinom der zweithäufigste bösartige Tumor beim Mann, zugleich jedoch der Tumor mit der höchsten Mortalität. Bei Frauen ist das Mammakarzinom (Brustkrebs) die häufigste bösartige Erkrankung. Das Lungenkarzinom holt jedoch auch bei Frauen sowohl in der Inzidenz (Anzahl der Neuerkrankungen) als auch in der Mortalität auf. Es nimmt derzeit bereits die zweite Stelle in der Krebsmortalität bei Frauen ein. Continue Reading →

EINE REDUKTION DER DIENSTZEITEN BEI AUSZUBILDENDEN ÄRZTEN BRINGT KEINE VERBESSERUNG DER PATIENTENSICHERHEIT!

von Univ.-Doz. Dr. Peter Sandbichler und Univ.-Prof. Dr. Walter Hasibeder

Eine neue Studie in den Annals of Surgery untersuchte im Rahmen einer Metaanalyse den Einfluss einer Reduktion der durchgehenden Dienstzeiten von 80!!! auf 16 Stunden bei angehenden FachärztInnen der Chirurgie – in Hinblick auf die Patientensicherheit, Komplikationsraten, Mortalität, das Abschneiden bei Prüfungen und die allgemeine Zufriedenheit der Betroffenen (“Work-Life Balance”).   Insgesamt wurden 135 Studien zu diesem Thema im Rahmen einer Metaanalyse, d.h. einer gemeinsamen statistischen Analyse der Schlüsseldaten der verschiedenen Untersuchungen, ausgewertet.

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Wie vertragen sich Arbeitszeitengesetz und medizinische Qualität?

von Prim. Univ.-Doz. Dr. Peter Sandbichler

Das in den Medien vieldiskutierte Arbeitszeitgesetz für angestellte Ärzte, das schon vor Jahren beschlossen wurde, soll nun schrittweise umgesetzt werden. Dabei ist grundsätzlich anzumerken, dass eine maximale Wochenarbeitszeit von 48 Stunden eine für jeden nachvollziehbare Grenze darstellt. Übermüdete Ärzte machen ja schließlich Fehler.

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SIND FRAUEN IN DER SCHWANGERSCHAFT INFEKTIONSGEFÄHRDETER?

Von Prim. Univ. Prof. Dr. Walter Hasibeder

Untersuchungen vergangener Jahre haben gezeigt, dass schwangere Frauen einen deutlich erhöhtes Risiko für schwere Infektionsverläufe bei Infektionen mit Grippeviren, Hepatitis E-, Herpes Simplex Viren, Listerien und Malaria Infektionen haben. Während der Grippepandemie von 1918-1919 (Spanische Grippe) starben 27% aller infizierten schwangeren Frauen. Schätzungen gehen davon aus, dass in dieser Zeit etwa 500 Millionen Menschen weltweit an der Grippe erkrankt sind und ca. 50-100 Millionen Menschen an dieser Erkrankung gestorben sind.
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IST ÜBERGEWICHT EIN UNABHÄNGIGES RISIKO VORZEITIG ZU STERBEN?

von Prim. Univ. Doz. Dr. Peter Sandbichler

In einer kürzlich erschienenen, großen epidemiologischen Studie mit 940.000 Teilnehmern wurde erstmals ein klarer Zusammenhang zwischen vorzeitigem Tod und erhöhtem Körpergewicht unabhängig von zusätzlichen Risikofaktoren wie z.B. Diabetes, Rauchen nachgewiesen. Dieser Zusammenhang wurde besonders bei Menschen mit einem Alter unter 70 Jahren beobachtet. Die TeilnehmerInnen der Untersuchung wurden insgesamt 28 Jahre lang verfolgt und dieser Zeit verstarben 453.102 Menschen. Obwohl Rauchen und Zusatzerkrankungen wie z.B. eine gleichzeitig bestehende Zuckerkrankheit einen deutlichen Effekt auf das Sterberisiko beim Übergewichtigen aufwiesen, zeigt die Studie klar, dass Übergewicht verglichen mit einem Referenzwert, Body Mass Index (BMI) von 22,5-24,9 kg/m2, auch ohne zusätzliche Risikofaktoren mit erhöhter Sterblichkeit einhergeht.
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KRITISCHE BETRACHTUNGEN ZUR “PFLEGEKOMPETENZERWEITERUNG” AUS ÄRZTLICHER SICHT

Gastkommentar von Ao. Univ.-Prof. Dr. Barbara Friesenecker
Universitätsklinik für Allgemeine und Chirurgische Intensivmedizin
Medizinische Universität Innsbruck

2014 wurde eine Gruppe von Pflegepersonen beauftragt gemeinsam mit Expertinnen der “Gesundheit Österreich GmbH” einen Arbeitskatalog zum Thema „Pflegekompetenzerweiterung“ in verschiedenen medizinischen Spezialfächern zu erarbeiten mit dem Ziel typisch ärztliche Tätigkeiten von Pflegekräfte übernehmen zu lassen.  Dies geschah ohne Vertreter ärztlicher/wissenschaftlicher  Fachgesellschaften über dieses Projekt im Vorfeld zu informieren oder in irgendeiner Form in die Erarbeitung des Themas mit einzubinden. Entstanden ist dabei  ein ca. 200 seitiges Werk, das im Herbst 2014 den medizinisch, wissenschaftlichen Fachgesellschaften, so auch der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI),  mit einer  kurzen Begutachtungsfrist zur Stellungnahme vorgelegt wurde.

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DICKDARMKARZINOMVORSORGE

von Prim. Univ.-Prof. Dr. Ewald Wöll

Derzeit erkranken in Tirol pro Jahr etwa 360 Menschen an einem colorectalen Karzinom (Dick- und Mastdarmkarzinom). Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei ca. 70 Jahren, 10% der erkrankten Frauen und 6% der betroffenen männlichen Patienten sind jünger als 50 Jahre. In der Frühphase ist das Dickdarmkarzinom durch Operation und in weiterer Folge abhängig vom Tumorstadium durch nachfolgende (“adjuvante”) Chemotherapie gut behandelbar, wobei eine hohe Heilungsrate erzielt werden kann. In fortgeschrittenen, d.h. im metastasierten Stadien kann abhängig von der Anzahl der Metastasen in Einzelfällen eine Heilung erzielt werden, in 2/3 der Fälle ist die Behandlung jedoch nicht mehr als Heilbehandlung möglich. Continue Reading →

SCHWERE INFEKTIONEN UND DEMENZERKRANKUNG

von Prim. Univ. Prof. Dr. Walter Hasibeder

Demenzerkrankungen nehmen in der westlichen Welt sprunghaft zu und der Anteil dementer Mitbürger und Mitbürgerinnen wird sich in den nächsten Jahrzehnten verdreifachen. Die ökonomischen Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme sind enorm. Forschungsergebnisse der letzten Jahre zeigen, dass Demenzerkrankungen mit entzündlichen Veränderungen im Gehirn einhergehen, die zur fortschreitenden Zerstörung neuronaler Verbindungen und zum Untergang von Nervenzellen (Neuronen) führen. Dieser fortschreitende Verlust an Neuronen und ihrer Verbindungen reduziert unsere geistigen Fähigkeiten und beraubt uns unserer Erinnerungen. Im Endstadium dieser Erkrankungen ist auch die Steuerung wichtiger Körperfunktionen wie z.B. des Verdauungstraktes betroffen, so dass der Tod meist oft als Folge dieses Steuerungsverlustes eintritt. Sowohl tierexperimentelle Untersuchungen der letzten Jahr als auch Beobachtungen am Menschen vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten schwerer systemischer Infektionen und dem frühzeitigen Beginn oder raschen Fortschreiten einer Demenzerkrankung.
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